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Zu Besuch in der Büttenpapierfabrik Gmund am Tegernsee

Zu Besuch in der Büttenpapierfabrik Gmund am Tegernsee

Im Frühjahr 2025 besuchte uns Elisabeth aus der Büttenpapierfabrik Gmund in unserem kleinen Laden und stellte uns das Sortiment vor. Wir waren sofort begeistert – von den wunderschönen Papieren ebenso wie von den Geschichten über das traditionsreiche Unternehmen aus Süddeutschland. Als sie uns schließlich einlud, die Fabrik zu besichtigen, wenn wir einmal in der Nähe seien, mussten wir nicht lange überlegen. Der Zufall spielte mit: Nur eine Woche später wollten wir von München nach Innsbruck reisen und konnten so einen perfekten Zwischenstopp am Tegernsee einlegen.

Empfangen werden wir im kleinen Gmund-Shop, in dem ich sofort viele Produkte wiedererkenne, die Elisabeth uns zuvor in Berlin gezeigt hatte.


Von Zellstoff zu Farben – der Weg des Papiers

Die Tour beginnt an riesigen Zellstoffbündeln, die im ersten Schritt in großen Kesseln mit Wasser, Hilfs- und Füllstoffen zu einem breiigen Grundmaterial verarbeitet werden.

Dieser Brei wird zum Einfärben in ein gefliestes, schwimmbadähnliches Becken geleitet. Bei unserem Besuch ruht die Anlage – zum Glück, wie uns Elisabeth erzählt. Denn wenn hier produziert wird, wird es bunt. Die Wände sind übersät mit Farbspuren und könnten glatt als Jackson-Pollock-Gemälde durchgehen. Ohne Farbspritzer kommt hier sicher niemand raus.

Weiter geht es zur Farbstation, wo Pigmente mit unterschiedlich großen Messbechern – von winzig bis eimergroß – exakt gemischt werden. So entstehen die vielfältigen Farbnuancen, für die Gmund bekannt ist.


Ein Stopp im Showroom: Geschichte zum Anfassen

Auf dem Weg zur großen Produktionshalle besuchen wir den Showroom. Dort sind ausgewählte Produkte ausgestellt, die mit Gmund Papier gefertigt wurden – und ein beeindruckender antiker Holzbottich, die historische Bütte. Daraus wurden früher die Büttenpapiere geschöpft, deren charakteristischer unregelmäßiger Rand, der sogenannte Büttenrand, bis heute geschätzt wird.


Die Papiermaschinen – beeindruckende Giganten

Dann wird es spannend: Wir betreten eine riesige Halle, die von einer einzigen, über 100 Meter langen Papiermaschine eingenommen wird – ein gigantisches Konstrukt aus Eisen, Stahl, Walzen und Schrauben. Gmund arbeitet mit zwei Papiermaschinen, die im dreiwöchigen Wechsel rund um die Uhr im Dreischichtbetrieb laufen. Während eine produziert, wird die andere gewartet.

Elisabeth erklärt uns geduldig jeden einzelnen Schritt – vom anfänglichen Papierbrei bis zur fertigen, aufgewickelten Papierrolle. Obwohl die erste Maschine gerade stillsteht, können wir uns den Prozess durch ihre Schilderungen gut vorstellen.

Eine besondere Anekdote bleibt hängen: Die erste Papiermaschine stammt aus dem Jahr 1883 und wurde in Berlin gebaut. Ihr Transport nach Gmund dauerte ganze drei Jahre, weil erst die Bahnstrecke fertiggestellt werden musste. Die zweite Maschine, Baujahr 1930, kam 1979 aus der Schweiz und wurde komplett überholt. Beeindruckend, dass hier noch heute mit solchen »Oldtimern« produziert wird – natürlich modernisiert, aber mit historischem Kern.


Wo es laut wird: die zweite Maschine in Aktion

In der nächsten Halle erleben wir die etwas jüngere Maschine in voller Fahrt. Hier ist es laut, kraftvoll und faszinierend – fast wie in einer Folge der »Sendung mit der Maus«. Jetzt wird spürbar, wie lebendig Papier entsteht.


Veredelung, Struktur und Vielfalt

Doch mit der fertigen Papierrolle endet der Prozess noch lange nicht. Elisabeth führt uns weiter durch verschiedene Hallen, in denen die Papiere geglättet, geprägt, strukturiert oder anderweitig veredelt werden. Jede Sorte bekommt hier ihren eigenen Charakter, indem die Papierbahnen durch spezielle Walzen geführt werden.

Heute umfasst das Sortiment von Gmund 27 Kollektionen mit über 100.000 Produktvariationen. Pro Jahr entstehen 6.000 Tonnen holz- und säurefreie, meist farbige Designpapiere mit Grammaturen zwischen 80 und 500 g/m².


Ein Besuch lohnt sich – nicht nur für Papierliebhaber

Wer selbst einmal hinter die Kulissen blicken möchte, kann über gmund.com eine öffentliche Fabrikführung buchen – oder einfach den Gmund-Papiershop und das Mangfallblau Fabrikrestaurant besuchen.

Die Büttenpapierfabrik Gmund ist ein inspirierender Halt auf jeder Reise durch die Region – nicht nur für Menschen, die Papier lieben.